Gesund pilgern: Vorbeugung und Behandlung

  
Alto del Perdon hinter Pamplona

Dieser Teil des Buchs widmet sich den einzelnen Krankheiten und Gesundheitsbeschwerden, die typisch für eine Pilgerreise sind. Das reicht von den omnipräsenten Blasen, über Muskelkater bis hin zu Erkältungen. Aber auch schlimmere Erkrankungen wie Ermüdungsbrüche werden beschrieben.

Natürlich ist nicht jeder Pilger von all diesen Krankheiten bedroht. Manche Pilger haben gar keine Gesundheitsprobleme, die meisten müssen sich mit ein oder zwei weniger schwerwiegenden Problemen auseinandersetzen.

Vorbeugung und eine frühzeitige Behandlung können dafür sorgen, dass ein Gesundheitsproblem gar nicht auftritt oder klein bleibt. Daher spielt die Vorbeugung auf den folgenden Seiten eine genau so große Rolle wie die Behandlung.

Achtsamkeit

Um mit gesunden Beinen in Santiago anzukommen, ist es wichtig, eine gute Achtsamkeit gegenüber dem Körper zu entwickeln.

Das bedeutet, dass man auftretende Schmerzen nicht tapfer ignoriert, bis man gar nicht mehr gehen kann, sondern dass man Schmerzen dankbar als Warnzeichen wahrnimmt.

Bevor ein Gesundheitsproblem so gravierend wird, dass man seine Pilgerwanderung abbrechen muss, kommt es meistens zu unterschiedlichen Stufen warnender Schmerzen.

Frühe Phase eines Problems

Zuerst treten meistens ganz leichte Schmerzen auf, die man theoretisch ignorieren und einfach weiter marschieren könnte. Besser ist es aber, wenn man kurz innehält und sich die betreffende Körperstelle ansieht. Je nachdem wo der leichte Schmerz besteht, reicht es oftmals, kurz zu massieren, oder einen Zeh mit Pflaster abzukleben, ein wenig Salbe (z.B. Voltaren oder Mobilat) auf den Muskel, Sehne oder Gelenk einzureiben, ihm gut zuzureden oder möglichst bald eine Pause einzulegen. Viele Probleme verschwinden durch diese Maßnahmen bereits.

Leichtes Problem

Wenn einfache Maßnahmen nicht ausreichen, meldet sich der Körper mit etwas hartnäckigeren Schmerzen. Auch diese Schmerzen könnte man mit schädlicher Tapferkeit ignorieren, damit würde man das Problem aber verschärfen. Bessser ist es, zusätzlich zum Verpflastern oder Einreiben (z.B. Voltaren oder Mobilat), eine längere Pause einzulegen, die Etappe vorzeitig zu beenden und für den oder die nächsten Tage verkürzte Etappen einzuplanen. Auch Rucksacktransport für die nächsten Tage oder gar Ruhetage können sinnvolle Maßnahmen sein, damit sich der Körper regeneriert. Die meisten Probleme kann man mit diesen Maßnahmen in den Griff bekommen, ohne dass sie richtig schlimm werden.

Erhebliches Problem

Falls man die leichteren Schmerzen heroisch ignoriert hat, werden sie häufig immer stärker, bis man sie irgendwann nicht mehr ignorieren kann. Dann kann es passieren, dass man mitten im Nirgendwo keinen Schritt mehr weitergehen kann, weil jeder Schritt zur Qual wird. Manchmal bleibt einem dann nichts anderes mehr übrig, als sich vom Taxi abholen zu lassen. Um einen oder mehrere Ruhetage kommt man dann meistens nicht mehr herum, inklusive Besuch beim spanischen Arzt. Nicht selten ist die Pilgerwanderung dann zuende, weil das Gesundheitsproblem zu schwerwiegend geworden ist, um innerhalb weniger Tage wieder abzuheilen.

Daher ist es wichtig, auf seinen Körper und seine Signale zu achten, wenn man heile in Santiago ankommen will.

Die Aufmerksamkeit dem eigenen Körper gegenüber kann man auch als spirituelle Übung betrachten, denn sie stärkt die generelle Aufmerksamkeit in Bezug auf die ganze Umgebung.

Auch das psychische Wohlbefinden sollten Sie nicht außer Acht lassen. Wenn Sie sich müde und schlapp fühlen, weil sie in den Herbergs-Schlafsälen schlecht schlafen können, sollten Sie sich vielleicht hin und wieder ein Einzelzimmer gönnen, sofern das finanziell möglich ist. Auch Ohrstöpsel können helfen oder ein ausgiebiger Mittagschlaf.

Seien Sie freundlich zu sich selbst, denn eine Pilgerreise sollte keine Foltertour sein. Der lange Weg zu Fuß ist schon genug Herausforderung.