Pilgern: eine Herausforderung für Körper und Geist

  
Weg hinter Rabanal

Pilgern ist eine wunderbare Erfahrung.

Es kann glücklich machen und Körper und Seele gesunden lassen, wenn das Alltagsleben uns von uns selbst entfremdet hat.

Aber Pilgern ist auch eine ungewohnte Belastung; vor allem für den Körper aber auch für die Psyche.

Besonders häufig kommt es zu Blasen an den Füßen, aber auch verschiedene Beschwerden der Muskeln und Bänder gehören zum Pilgeralltag. Zahlreiche andere Beschwerden können zudem auftreten, weil man das Leben mit täglichen Gehstrecken und Schlafen in Gemeinschaftsunterkünften nicht gewohnt ist.

Damit man die Pilgerreise mit heiler Haut und Gliedern bewältigt, wurde dieses Buch geschrieben. Es hilft bei der Vorbereitung der Pilgerreise, bei der Vorbeugung gegen typische Probleme und bei der Behandlung dieser Probleme, falls sie dennoch auftreten.

Eine gründliche Vorbereitung hilft ganz enorm, die Pilgerreise zu einem Vergnügen werden zu lassen. Dazu gehört sorgfältiges Rucksackpacken, Probewandern und sogar schon Einreiben der Füße mit Hirschtalgcreme.

Wenn man unterwegs auf der großen Wanderschaft ist, kann man viel zur Vorbeugung tun, damit die Beschwerden ausbleiben. Und wenn es trotz Vorbeugung zu Problemen kommt, kann man durch rechtzeitige Behandlung aus ausreichende Schonung dazu beitragen, dass die Probleme schnell wieder abklingen, und man weiter gehen kann.

So kann es gelingen, dass man sein Pilgerziel mit heilen Gliedern erreicht und die Freude der Ankunft in vollem Maße genießen kann.

Pilgern oder Wandern

Zwar richtet sich dieses Buch in erster Linie an Pilger auf den Jakobswegen, aber auch Fernwanderer sind angesprochen.

Die potentiellen Probleme sind sich sehr ähnlich, weil auch Wandern und Pilgern sehr ähnlich sind, zumindest, was den körperlichen Vorgang angeht.

Manche Pilger mögen es nicht, mit Wanderern in einen Topf geworfen zu werden und haben sogar eine Abneigung gegen das Wort "wandern" entwickelt, weil sie ihr Pilgern für etwas Grundverschiedenes oder gar Besseres halten. Schließlich hat Pilgern einen spirituellen und religiösen Aspekt, der dem Wandern vermeintlich fehlt.

Ebenso gibt es Wanderer, die nicht mit Pilgern in einen Topf geworfen werden wollen, weil Pilgern in ihren Augen langsam und körperlich wenig herausfordernd ist.

Dabei ist Pilgern für den Körper sehr anstrengend. Nicht selten werden Tagesetappen von mehr als 30 km bewältigt und sogar auf dem als flach bekannten Camino Frances gibt es einige Bergetappen. Auf der anderen Seite kann Wandern sehr spirituell sein und Menschen durch das intensive Naturerleben sich selbst und Gott näher bringen.

Ich erlaube mir in diesem Buch, Pilgern und Wandern weitgehend gleich zu behandeln, denn hier geht es um Gesundheitsprobleme, die bei beiden Formen des Langstrecken-Gehens auftreten können. Der Schwerpunkt des Buches liegt jedoch auf dem Pilgern, insbesondere auf Pilgerwegen in Nordspanien mit dem Ziel Santiago de Compostela.

Dabei hoffe ich auf Ihr Verständnis, wenn ich das Wort "wandern" auch für das Gehen auf Jakobswegen benutze.